Im Jahr 1921 gab es in Halberstadt eine Premiere der besonderen Art. Erstmalig in Deutschland wurde ein “Weihnachtsbaum für Alle” öffentlich am Martiniplan aufgestellt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges litten auch in unserer Stadt viele Menschen noch große Not. Nur langsam erholte sich die Lage. Viele heimgekehrte Soldaten brachten von den Fronten den damals noch nicht überall bekannten Brauch des Weihnachtsbaums mit in die Heimat. Besonders in ärmeren Häuser war meist an einen Weihnachtsbaum nicht zu denken. Der Halberstädter SPD-Oberbürgermeister Paul Weber spendierte in dieser schweren Zeit der ärmeren Bevölkerung den Baum als Symbol des Lichtes und der Hoffnung. Seit dieser Zeit werden alljährlich überall im Land öffentliche Weihnachtsbäume aufgestellt.
Geschichte des Weihnachtsbaums
Der mit Kerzen geschmückte Lichterbaum ist heute zentrales Element der familiären Weihnachtsfeier. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war er nur an Fürstenhöfen zu finden, dann in der bürgerlichen Oberschicht. Beim Kleinbürgertum wurde er nicht zuletzt dadurch populär, dass der preußische König im Krieg 1870/71 gegen Frankreich Weihnachtsbäume in den Unterständen und Lazaretten aufstellen ließ. Danach verbreitete sich der Weihnachtsbaum weiter und erhielt die heute als selbstverständlich empfundene zentrale Rolle im Zeremoniell der häuslichen Familienfeier .
Oberbürgermeister Paul Weber
Geboren am 30.12.1875 in Halberstadt, gestorben am 6.11.1958 in Magdeburg. Weber war zunächst Handschuhmacher in Halberstadt und trat früh der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei. Politisch aktiv in Halberstadt, wurde er nach der Novemberrevolution (1918/19) im Jahre 1919 besoldeter Stadtrat und 1920 zum Oberbürgermeister von Halberstadt gewählt. Daneben war Weber auch Abgeordneter im Provinziallandtag der Provinz Sachsen. Im Jahre 1926 wurde er zum Vorsitzenden des Provinzialausschusses der Provinz Sachsen gewählt. Gleichzeitig war Weber mittlerweile auch 1. Vorsitzender des Provinziallandtages der Provinz Sachsen. Im Jahre 1930 wurde er schließlich zum Regierungspräsidenten zu Magdeburg ernannt. Infolge des Preußenschlages wurde Weber 1932 seines Amtes enthoben. Als „Parteibuchbeamter“ diffamiert, sah er sich während der Zeit des Nationalsozialismus vielfältigen Verfolgungen und Demütigungen ausgesetzt. In der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR wurde Weber isoliert, da er führender „rechter“ sozialdemokratischer Mandatsträger und Inhaber hoher Staats- bzw. Verwaltungsämter in der Zeit der Weimarer Republik war.
Seine Vaterstadt Halberstadt machte ihn aufgrund seiner großen Verdienste als Oberbürgermeister von 1920 bis 1930 am 10. September 1948 zum Ehrenbürger.