Halberstädter Tageblatt vom 26.11.2012
Von Sabine Scholz
Halberstadt „Ein Jazzkonzert der Extraklasse.“ „Wer nicht da war, hat was verpasst.“ „Die sind richtig gut.“ – Die Reaktionen der Zuhörer nach dem Konzert waren eindeutig. Ebenso der minutenlange Applaus, mit dem zumindest eine Zugabe herausgefordert wurde. Stehend verabschiedeten die Konzertgäste die fünf Musiker, die für ein besonderes musikalisches Erlebnis gesorgt hatten. Als „Seeded Lights“ agierten die Musiker aus den USA und Israel auf der Bühne des Nordharzer Städtebundtheaters, bezauberten mit großem Können, hörbarer Spielfreude und der besonderen Ausstrahlung von Menschen, die eine gemeinsame Leidenschaft verbindet – die Musik.
Gerhard Miesterfeldt (SPD), Vizepräsident des sachsen anhaltischen Landtages, übernahm kurzfristig die Begrüßung durch den zwischen Berlin und Magdeburg im Stau steckenden Landtagspräsidenten Detlef Gürth (CDU), der die Schirmherrschaft für dieses von der Moses-Mendelssohn-Akademie Halberstadt und dem Musikforum Halberstadt organisierten Konzert inne hatte. Miesterfeldt erinnerte an den Anlass des Konzertes – die Deportation der letzten Halberstädter Juden am 23. November 1942. Unter ihnen war Thekla Ebstein, 73 Jahre alt. Sie war die Urgroßmutter von Itamar Doari.
Der 1985 geborene Israeli ist ein Mann, der Rhythmus pur liebt und virtuos auf allem trommelt, klopft und schlägt, was Töne erzeugt. Es war für ihn ein besonderer Abend, wie er sagte. Nicht nur, weil er in Erinnerung an die deportierte Urgroßmutter spielte, sondern auch, weil ausschließlich seine eigenen Kom positionen erklangen. Und wie sie erklangen. Avishai Cohen, Shinar Ezra Blumenkranz, Itamar Erez und Yoni Etzion verliehen den sanften, leisen, melancholischen Parts ebenso Seele wie den stürmischen, kraftvollen, treibenden Beats. Mit Trompete, Bass und Oud, einer Lautenart, mit Gitarre und Cello zelebrierten sie um den zentral positionierten Perkussionsspieler Doari Jazz vom Feinsten und schickten die Zuhörer auf Reisen in 1001 Nacht, denn die orientalischen Wurzeln seines Musikerlebens leugnet Itamar Doari nicht. Er mischt sie mit den vielen anderen kulturellen und musikalischen Einflüssen, die israelische Musik ausmachen. Beeindruckend gestaltete Doari auch seinen Solopart am Klavier, als er im vollkommen stillen Saal einen Gebetstext sang.
„Seeded Lights“ – sie sind aufgeblüht an diesem Abend, diese göttlichen Lichtfunken. Doari wählte den Bandnamen bewusst, wie er berichtete. Der Begriff wurzelt in der jüdischen Mystik der Kabbala und beschreibt die besondere Kraft und Kreativität, die besonderen Möglichkeiten, die Menschen inne wohnen. Die fünf Musiker ließen diesen göttlichen Funken überspringen.