An einem lauen Donnerstagabend trafen sich zum traditionellen SPD Stammtisch engagierte Bürger mit Vertretern der beiden großen Wohnungsunternehmen Halberstadts und der Halberstadtwerke, um darüber zu fachsimpeln, wie vor Ort unter Einbeziehung der Bürger Energiesparmaßnahmen und die Erzeugung „Erneuerbarer Energien“ voran gebracht werden können.
Genau zu dieser Thematik passte die Auszeichnung der Wohnungsbaugenossenschaft Halberstadt für ihr Projekt „WGH eG – Die grüne Genossenschaft“ durch den Bundesbauminister.
Der Vorsitzende des Vorstandes der WGH Karl-Heinz Schönfeld konnte in der Runde über die umfangreichen Aktivitäten berichten. Schon 1999 wurde von der Genossenschaft ein Energiekonzept aufgestellt, welches ab 2006 nach der großen Welle der Abrissmaßnahmen begonnen wurde. So können bis jetzt schon 31 % der Wohnungen mit Wärme aus erneuerbare Energie versorgt werden. Die WGH setzt dabei überwiegend Solarwärme ein – weniger Erdwärme- und Luftwärmepumpen – ein. Zusätzlich wird auf zahlreichen südwärts ausgerichteten Dächern Fotovoltaikstrom erzeugt, der die Abkehr von „Atom und Kohle“ unterstützt. So kann die WGH dem Trend des deutschlandweit rapiden Anstiegs der Betriebsnebenkosten zum Wohle ihrer Mieter – Genossen entgegenwirken.
Gleichzeitig werden die Wohnhäuser energieeffizient durch Dämmungsmaßnahmen verbessert.
Probleme für die Wohnungsunternehmen bei ihren Bemühungen zur Senkung der Betriebskosten und zur Nutzung erneuerbarer Energien bedeuten Regelungen wie die restriktive Altstadtsatzung, der ausufernde Denkmalschutz und der Stopp der Investitionsunterstützungen bei der Stadt Halberstadt.
Über ähnliche Erfahrungen berichtete auch Henning Staat vom Bereich Technik der städtischen Wohnungsgesellschaft Hawoge. Da die Ausreichung der KfW-Fördermittel zur ökologischen Sanierung von Mehrfamilienhäusern durch die Bunderregierung in Berlin immer mehr gekürzt wird, wird es immer schwieriger finanzintensive Sanierungen in Angriff zu nehmen. Als neues positives Beispiel berichtete Herr Staat über das Projekt Finkehof. Neben des guten sozialen Effekten des Mehrfamilienkonzeptes mit Begegnungsstätte ist die Versorgung mit Nahwärme durch eine Thermosolaranlage mit Speicher herauszuheben.
Ein großes Problem stellt die richtige Nutzung der modernen Energiespartechnik durch die Mieter da. Wenn die teuren Investitionen nicht effektiv genutzt werden, so können die gewünschten Einspareffekte zu Gunsten der Natur und des Geldbeutels der Mieter nicht erreicht werden. Hier müssen noch gemeinsame Anstrengungen unternommen werden, um die Mieter zu schulen und aufzuzeigen, wie sie helfen können, Energie zu sparen.
Der Dritte im Bunde der guten Zusammenarbeit sind die Halberstadtwerke. Der Vertriebschef Rene Reulecke und der Vertriebsmitarbeiter im Bereich für erneuerbare Energien, Sebastian Dudda, berichteten über ihre Erfahrungen mit Fotovoltaikdächern. Des Weiteren war der Neubau der Biogasanlage ein Thema an diesem Abend. Durch den Einsatz von Silagemais, wird auf einer umweltfreundlichen Basis Strom und Wärme erzeugt. Auf Grund der Anbindung an das bestehende Fernwärmenetz der Halberstadtwerke ist eine 100%ige ökologische Wärmenutzung garantiert. Des Weiterhin soll in Zusammenarbeit mit der Stadt Halberstadt, einem örtlichen Ingenieurbüro und der Hochschule Harz ein umfangreiches Klimaschutzkonzept für Halberstadt mit Fördermitteln des Bundes erstellt werden. Ein Antrag zu diesem Thema wurde bereits gestellt. Anregung war, die Wohnungsunternehmen mit ihren guten Erfahrungen einzubeziehen. Die Serviceleistungen der Halberstadtwerke im Bereich Energieberatung und Energieanalysen waren ein weiteres Thema.
Mathias Fangohr von den Grünen regte an, einen Ökostromtarif bei den Stadtwerken aufzulegen – dazu soll eine Veranstaltung am 01.09. stattfinden.
Es ist zu hoffen, dass zu künftigen Veranstaltungen dieser Art noch mehr Bürger kommen.
All diese Aktivitäten zeigen, wie man auch im lokalen Bereich die „Energiewende bürgernah, wirtschaftlich erfolgreich, sozial gerecht und ökologisch verantwortlich“ (SPD Thesenpapier „Neue Energie“) gestalten kann.
Dr. Eckart Baum