Das politische Engagement der gelernten Schneiderin Minna Bollmann hat familiäre Wurzeln. Ihr Vater hatte 1871 die örtliche SPD in Halberstadt mitgegründet, eine der ältesten Gruppen in der Region.
Mit ihrem Mann, Max Bollmann, übernahm sie „Bollmanns Gaststätte“ und führte die Tradition ihrer Schwiegermutter fort, die Räumlichkeiten für Versammlungen der SPD zur Verfügung zu stellen. Minna Bollmann war eine der ersten Frauen nach Einführung des Frauenwahlrechtes 1918, die sich politisch einbrachten. Als Mitglied der verfassungsgebenden Weimarer Nationalversammlung von 1919 bis 1920 gehört sie zu den ersten Frauen in einem deutschen Nationalparlament. Neben der Mitgliedschaft der Stadtverordnetensammlung von Halberstadt hatte sie über 12 Jahre bis 1933 eine Position im preußischen Landtag inne. Ihre Redekunst war über ihre Heimatstadt hinaus bekannt. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Gastwirtschaft der Bollmanns wieder zu einem illegalen Treffpunkt der Sozialdemokraten. Dies und Minnas aktiver Widerstand z. B. in Form von Hilfe für Verfolgte führten dazu, dass Bollmann verhaftet werden sollte. Der Folter durch die SA entkam sie, indem sie nach einem Hinweis am 9.12.1935 den Freitod wählte.
Zahlreiche Sozialdemokraten nahmen an ihrer Beerdigung teil und setzten damit ein Zeichen. Die Gestapo verhaftete in Folge dessen viele Anwesende.
Minna Bollmann
Geboren am 31. Januar 1876 in Halberstadt, gestorben am 9. Dezember 1935.