Stadtgespräch: Wie weiter mit der Krankenversicherung?

Foto: Jana Scholz/SPDvon Marco Oschlies aus dem “Halberstädter Tageblatt”

Das Thema Gesundheitspolitik ist in Deutschland ein Dauerbrenner. Egal ob Praxisgebühr, Medikamentenzuzahlung, Ärztemangel oder Kopfpauschale, das deutsche Gesundheitswesen krankt an allen Ecken und Enden. Dem Thema „Wie weiter mit der Krankenversicherung?“ widmete sich am Donnerstagabend ein Diskussionsforum, zu dem der SPD-Landtagsabgeordnete Gerhardt Miesterfeldt drei Experten aus dem Gesundheitswesen eingeladen hatte. Interessiert verfolgten die Gäste die Diskussion mit Sachsen-Anhalts Minister für Gesundheit und Soziales, Norbert Bischoff, sowie Michael Schubert, Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales des Kreistages Harz, und dem Halberstädter Kin derarzt Dr. Holger Handel, die nicht nur ihre Sicht zu aktuellen Entwicklungen des Gesundheitssytems schilderten, sondern auch die Fragen des Publikums beantworteten.

Ein Patentrezept zur raschen Gesundung des Gesundheitssystems, das den Bürgern immer höhere Beiträge abverlangt und ihnen gleichzeitig immer weniger Leistungen gewährt, hatte keiner der Anwesenden Fachleute parat. Viel Zeit wurde damit verbracht, bestehende Probleme des Gesundheitswesens zu konstatieren und zu deuten. Interessant waren hingegen die Äußerungen des Ministers zur Zukunft der kommunalen Krankenhäuser. Hierzu sagte Norbert Bischoff, dass zumindest in Sachsen-Anhalt angesichts der desolaten Finanzsituation der Kommunen eine Krankenhausreform absehbar sei, die entweder in der Privatisierung kommunaler Krankenhäuser oder deren Zusammenlegung münden werde. Ohnehin werde die Gesundheitspolitik durch die Fragestellung beherrscht „wie viel jeder Einzelne bereit ist, für seine Gesundheit auszugeben.“ Zwar sprachen sich alle für die Beibehaltung des Solidarprinzips bei der Finanzierung der Kranken versicherung und gegen eine Kopfpauschale aus, langfristig sei aber mit einer zunehmenden monetären Eigenverantwortlichkeit im Gesundheitswesen zu rechnen.

Eine weitere Frage nahm während der Diskussionsrunde breiten Raum ein: Ob und warum eine umfassende Reform des Gesundheitssystems gebraucht wird? Hierzu äußerte sich Dr. Holger Handel im Gegensatz zu Minister Bischoff und Kreistagsmitglied Michael Schubert zurückhaltender. Anstatt des „großen Wurfes“ for derte er Entscheidungen der Vergangenheit, die sich als nachteilig erwiesen haben, zu korrigieren. „Das Problem des Ärztemangels ist ein Verteilungsproblem. Es gibt in Deutschland genug Ärzte, doch sind sie seit 1992 durch Regularien in ihrer Niederlassungsfreiheit beschränkt, worunter besonders Mediziner zu leiden haben, die sich als Hausarzt niederlassen wollen“, so der Mediziner. Aus der Perspektive eines behandelnden Arztes schilderte er außerdem, wie seine Kollegen und er die meisten der bisherigen Reformen des Gesundheitswesens wahrgenommen haben. „Verbessert hat sich so gut wie nichts. Rund ein Drittel unserer Arbeit besteht nicht in der Heilung von Menschen, sondern im Führen eines immer größer werdenden Papierkrieges, was vielen Ärzten die Lust an ihrem Beruf verleidet.“

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