Verschwenkung der Bleichstraße: Entlastung zu Lasten der Alten

Rosemarie Lauenstein
Rosemarie Lauenstein

Leserbrief von Rosemarie Lauenstein, veröffentlicht im “Halberstädter Tageblatt” am 9. Juli 2010

Die Volksstimme ruft die Halberstädter auf, ihre Meinung zur „Schuldenbewältigung“ der Stadt zu äußern. Da will ich gern mittun, denn mich bewegt das gleiche Anliegen, das auch Uta Paulmann in ihrem Leserbrief aussprach – die „Verschwenkung der Bleichstraße“. Vielleicht haben viele Halberstädter keine richtige Vorstellung, was mit dieser sonderbaren Wortschöpfung gemeint ist.
Eigentlich müsste es heißen: Verschwenkung „zur“ Bleichstraße, soll doch die Huystraße mit einem gewaltigen „Schwenk“ hinter dem Siechenhof und der alten Scheune, ganz dicht vorbei andem ältesten Haus des Seniorenzentrums „Nord“, direkt in die Bleichstraße münden. Und wozu dieser Riesenaufwand? Die Bleichstraße soll, als Umgehungsstraße, Gröperstraße und Voigtei entlasten! Das ginge mit geschickter Trassenführung auch „ohne“ Umbau. Noch nie kam es beim Einbiegen in die Bleichstraße zu einem Unfall. Außerdem sollte niemand zum „Rasen“ eingeladen werden.

Geld wird zum Fenster hinaus geworfen

Aber ich fürchte, dass keiner von den Planern und Befürwortern über die Konsequenzen für die „Bewohner“ des Seniorenzentrums nachgedacht hat. Der dann notwendige Abriss von Siechenhof und Scheune nimmt den natürlichen Lärmschutzund die Sicherheit gegenüberdem fließenden Verkehrfür die alten Menschen weg. Obendrein ist es eine Nichtachtung der alten Geschichte Halberstadts. War doch der „Siechenhof“ der Ursprung des ganzen Altenheimkomplexes „Nord“, welcher sich heute in der Rechtsträgerschaft des Cecilienstiftes befindet. Letzteres hat vor wenigen Jahren eine großartige Sanierung aller Häuser und des Parks durchgeführt. So wurde ein wunderschöner Lebensraum für alte Menschen in ihren unterschiedlichen Befi ndlichkeiten geschaffen– eine richtige Idylle. Diese soll nun ab 2011 von brutalem Baulärm gestört werden, der gewiss nicht in einem Jahr beendet ist, aber danach vom Lärm durchfahrender Autos abgelöst wird. Kleine Wagen und große Laster werden dann ganz nah an dem ältesten Haus vorüberbrausen.

Die Folge: Offene Fenster sind nicht mehr möglich. Dafür vielleicht Risse in dem alten Haus, welche auf die Erschütterungen zurückzuführen sind.
Denen aber, die behaupten, alte Menschen wohnten gern an einer Durchgangsstraße, weil sie dadurch noch Anteil am Leben hätten, sei gesagt: Es ist ein Unterschied, ob ich„freiwillig“ in eine Durchgangsstraße ziehe, oder ob diese gewaltsam in meine friedliche Idylle einbricht! Die„Entlastung“ des Verkehrs von Voigtei und Gröperstraße ist „zu Lasten“ des Friedens alter Menschen geplant!
Ausgangspunkt war die Meinungsumfrage zum Schuldenabbauder Stadt: Es soll Fördermittel für dieses Vorhabengeben. Doch bei fast 450 000 Euro Eigenanteil würde es nicht zum Abbau, sondern zur Erhöhung der Schulden führen. Aber auch die Fördermittel des Landes kommen aus „unseren“ Steuern. Deshalb haben wir nicht das Recht, Gelder für unsinnige Planungen aus dem Fenster zu werfen!

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