Für den Kampf um Frauenrechte

Generalanzeiger Halberstadt vom 04.08.2013

von Karen Itzigehl

Minna-Bollmann-Preis für Justizministerin

Halberstadt (ki). Prof. Angela Kolb, Justizministerin Sachsen-Anhalts, saß am Dienstag in der ersten Stuhlreihe in der Winterkirche und lauschte lächelnd der Laudatio zu ihrer Verleihung des Minna-Bollmann-Preises. Schmeichelhaft, was Prof. Armin Willingmann, Rektor der Hochschule Harz, da sagte. „Mit ihren Wesensmerkmalen Ausgeglichenheit wie auch ausgleichend zu sein ist es der Preisträgerin besonderes Anliegen, für Weltoffenheit, Toleranz Internationalität einzutreten, auch in der jetztigen Debatte um Nutzen und Kosten der Hochschulen und ihre Finanzierung … Bei der Frage gleicher Lohn für gleich Arbeit und bei der Durchsetzung einer 40-Prozent-Quote für Frauen in Spitzenämtern ist sie Kämpferin geworden.“ Dabei betonte er, dass dies allein schon in der Landesregierung ein Kampffeld ist für sie als letzte verbliebene Mi nisterin.

Prof. Angela Kolb (Jahrgang 1963) studierte Rechtswissenschaften/Wirtschaftsrecht in Halle mit anschließendem Forschungsstudium und Promotion. Nach Tätigkeiten in Halle und Leipzig wurde sie 1999 zur Professorin für Verwaltungsrecht an den Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz in Halberstadt berufen, ab 2004 war Dekanin, bis sie 2006 zur Justizministerin Sachsen-Anhalts ernannt wurde.

Gerhard Miesterfeld, SPDLandtagsabgeordneter und Vizepräsident des Landtages, erinnerte in seinem Gruß wort an den Beginn für das Wahlrecht der Frauen und die parlamentarische Demokratie, bedeutsame Errungenschaften, die heute selbstverständlich sind. Prof. Angela Kolb habe diese Aufgabe angenommen, und so sei es gut, mit dem Minna-Bollmann-Preis im 150. Jahr der SPD eine Parlamentarie rin zu ehren.

Minna Bollmann wurde 1876 in eine politisch aktive Familie hinein geboren. Ihr Vater hatte die SPD in Halberstadt mitgegründet. Sie selbst gehörte ihr ab 1905 an. Ihre Schwiegermutter hatte schon zur Zeit des Sozialistengesetzes die Gaststätte in der Bakenstraße für SPD-Versammlungen geöffnet, später führte Minna Bollmann das Lokal mit ihrem Ehemann und hielt es ebenfalls als Versammlungsort der Partei offen.Minna Bollmann war Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Halberstadt. Nach der Einführung des Wahlrechts für Frauen war sie 1919 und 1920 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, von 1921 bis 1933 Mitglied des Preußischen Landtages. Mit der Naziherrschaft wurde Bollmanns Gaststätte zum illegalen Treffpunkt der Sozialdemokraten, sie half vielen Verfolgten des Regimes. Sie fürchtete, den Nazis in die Hände zu fallen und wählte am 9. Dezember 1935 den Freitod.

Ihr zu Ehren verleiht der SPD-Ortsverein Halberstadt in unregelmäßigen Abständen den Minna- Bollmann-Preis an Frauen, die wie Minna Bollmann für die Gleichberechtigung der Frau eintreten, so dessen Vorsitzende, Regine Feuerbach. Prof. Angela Kolb versprach auch weiterhin für die Rechte der Frau zu kämpfen und diesen Preis als Motivation zu sehen.

Sie bedankte sich für die würdige musikalische Umrahmung durch Tobias Baecker mit Saxofon und Gitarre. Und sie informierte, dass sie das Preisgeld in Höhe von 250 Euro an das Halberstädter Frauenzentrum „Lilith“ spenden wird, das sich für die Rechte der Frauen einsetzt, für Mädchen aus benachteiligten Familien und die viel leisten an Gewaltprävention.

Frühere Minna-Bollmann-Preisträgerinnen waren unter anderem Annette Leppinger, ehemalige Halberstädter Landtagsabgeordnete und Stadträtin, Ingrid Häußler, ehemalige Umweltministerin und Oberbürgermeisterin von Halle/Saale, Renate Schmidt, Bundesfamilienministerin a.D. und Ute Gabriel-Betzle, ehemalige Bürgermeisterin von Halberstadt und frühere Geschäftsführerin der Diakonie Halberstadt.

Peter Köpke,Vorsitzender der Stadtratsfraktion SPD/Bündnis 90/Die Grünen überreichte der Justizministerin Prof.Angela Kolb den Minna-Bollmann-Preis 2013. Foto: Itzigehl

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